Dienstag, 27. April 2010

Tongariro Crossing

Die zeitliche Einordnung läßt ja in letzter Zeit stark zu wünschen übrig. Dieser Eintrag hätte schon vor zwei Wochen da sein können/sollen - aber ich hatte andere Dinge um die Ohren...

An besagtem Wochenende habe ich mich also entschlossen, den Tongariro Crossing zu bewältigen. Die Entscheidung hab ich eigentlich ziemlich kurzfristig am Freitag Abend getroffen und so war die Sache doch ziemlich stressig!
Da das Wetter die letzten Tage schon ziemlich gut war und der Tongariro Crossing seit letzter Woche ganz oben auf meiner Todo Liste stand, hab ich an diesem Freitag Abend mal die Wettervorhersage begutachtet. Traumhaftes Wetter für die nächsten Tage! Wow! Das muß ich ausnutzen, weil danach soll's wieder schlechter werden und der Winter steht ja auch vor der Tür... Meine Wanderausrüstung läßt eh zu wünschen übrig, weshalb ich Schnee nicht auch noch brauchen kann. Hab mich dann im Internet noch auf die Suche nach einem Shuttle gemacht und wurde auch fündig. 'Early Shuttle' und 'Fotos ganz ohne Touristen' hört sich verlockend an, weshalb ich dafür auch einen Platz reservierte. Abfahrt ab 5.45 Uhr alle 30min bis alle am Berg sind. Ok - da werd ich dann schon irgendeins erwischen. Doch es sollte alles etwas anders kommen!
Der Haken an der Sache ist nämlich, daß ich davor erst ca 2.5h Autofahrt hinter mich bringen mußte. Ich hätte also um ca 3 Uhr losfahren müssen, um das erste Shuttle zu erwischen. Das mit dem frühen Aufstehen hat sich mittlerweile wieder gelegt und ich hatte nach nur ca 5h schlechten Schlafes so meine Probleme, aus dem Bett zu kommen ;)
Mit deftiger Verspätung machte ich mich also so gegen 5 Uhr in der noch stockfinsteren Nacht auf den Weg. Den gigantischen Sonnenaufgang hab ich leider nur so im Augenwinkel beobachten können - für Stehenbleiben war keine Zeit. Bei meinem Glück bin ich auch noch an dem Camp, wo das Shuttle startet, erst mal vorbeigefahren - ich hab es einfach erst 1km später erwartet. Um ca 7.30h endlich dort angekommen habe ich dann erfahren, daß das letzte Shuttle schon weg ist - verdammt! Ein Mitarbeiter gab mir den Tip, doch mal im 'National Park Village' zu schaun, da gäbs noch spätere Shuttles. Meine erste Anlaufstelle war aber auch 'ne Niete: deren letztes Shuttle war auch schon unterwegs, aber sie haben mich zu einem anderen geschickt, welches um 8 starten sollte. 10 Minuten vor 8 Uhr war ich bei denen und hab die $35 für den Service gelöhnt (anscheinend gibts da keinen Preiskrieg - das Andere hätte genausoviel gekostet). Der Platz wär mir schon mal sicher - jetzt muß ich nur mein Marschgpäck noch schnell zusammenpacken, weil das bisher alles noch lose im Auto verteilt bzw. in der Reisetasche lag. Ein Wetterumschwung war zwar äußerst unwahrscheinlich, aber dennoch hab ich mal fleißig Wechselklamotten und Klamotten für schlechteres Wetter eingepackt. Den Regenschirm ließ ich diesmal aber im Auto (hatte ich bei meiner Wanderung letztes Wochenende unbeabsichtigt dabei ;) )
Die Abfahrt des Busses verzögerte sich dann auch noch ca 15min, weil auch noch Radlfahrer im Bus verstaut werden mußten.
Wegen denen ist unser Bus dann auch noch einen Umweg gefahren, was unsere Ankunft am Berg um weitere ca. 10min verzögerte. Der Weg zu dem Einstieg in den Crossing war allenfalls ein Feldweg in schlechtem Zustand - das stört die aber nicht, mit ihren Vehikeln da entlang zu heizen. Man kann auch eine Wetterprognose abgeben: wenn der Bus eine Staubwolke hinter sich herzieht, wird's gutes Wetter! Die Busfahrerin fragte bei der Ankunft am Berg dann noch, wer denn den Mount Doom besteigen wird. Außer mir hat sich keiner gemeldet ;) Und sie hat mich ermahnt, daß ich mir keine Abstecher erlauben darf, weil ich sonst den Bus zurück nicht erwischen werde.... *haha*
Um 8.50 Uhr konnte die Wanderung dann also endlich beginnen! (Zum Vergleich: hätte ich das early shuttle erwischt, wäre ich um 6 Uhr losmarschiert.)
So hatte ich jetzt also das große Glück, eine schier endlose Menschenkette vor mir herzuschieben. Das paßte natürlich perfekt zu meinem bisherigen Glück. Für den ambitionierten Tempowanderer sind solche Ausflugswanderer natürlich das reine Gift! Anfangs konnte man sie ja noch relativ einfach überholen, weil der Weg ziemlich breit war, was sich aber auch relativ schnell änderte. Dann hieß es entweder sich in die Kette einreihen, oder auf eine beschwerlicherere Route auszuweichen.
 Auf dem Foto sieht man in Verländerung zum Weg auch schon den Mount Doom, den es zu besteigen galt.
Und das war dann die erste Engstelle, wo sich alles gestaut hat.
Von da war es dann nicht mehr weit bis zu den 'Soda Springs', wo sich für die nächsten ca 12km die letzte Möglichkeit bot, seine Notdurft zu verrichten.
Die Soda Springs selbst haben sich die meisten nur aus der Ferne angesehen - war ja immerhin ein Umweg von ca 10 Minuten ;) Naja - sie sind auch wenig beeindruckend...
Immerhin hat man von hier nochmal einen schönen Blick zurück gehabt.
Wie man auf dem Foto schön sieht, befinde ich mich hier im Schatten. Es war ziemlich kalt und unter den Füßen hätte mit Sicherheit der Reif geknirscht, hätte man das Early Shuttle erwischt...
Aber trotzdem gilt ohne Schweiß kein Preis :D Der Preis, den ich hier erhielt, war immerhin ein 15 minütiges Polster auf die angegebene Zeit von einer Stunde.
Ab hier war dann erst mal Schluß mit der Touristenautobahn. Es ging wirklich verdammt steil den Berg im Hintergrund hoch. Der Weg war allerdings gut befestigt - sofern man nicht wieder überholen wollte. Aber die meisten Leute gehen da freiwillig zur Seite, weil sie die Zeit ja auch zum Verschnaufen nutzen können. Die Auswirkungen meines Abstechers zu den Soda Springs hab ich auch gleich gemerkt - auf einmal wieder lauter bekannte Gesichter bzw. eigentlich Rückpartien vor mir...
So haben die letzten Meter bis zum 'Gipfel' ausgesehen
 An selbigem hab ich dann erst mal eine Pause gemacht
Hier sind die gröbsten Strapazen für den geneigten Ausflugswanderer auch schon vorbei - es geht erst mal wieder ein gutes Stück flach weiter, ehe der letzte, kurze Anstieg bevorsteht.
Das Foto mit Mount Doom linker Hand im Hintergrund ist leider unscharf geworden :/ Versteh das nicht - es ist doch eigentlich bei jeder Kamera so, daß man erst leicht auf den Auslöser drückt zum Fokussieren und dann ganz durchdrückt für das Foto. Trotz gleichem Fotograf ist obiges Bild aber einigermaßen brauchbar geworden...
Zur Stärkung gab's - wie auch schon zum Frühstück - Pfannkuchen mit Nutella! Das versteh ich auch nicht - in einigen Supermärkten ist Nutella billiger als das Pendant der Eigenmarke...
Ausreichend gestärkt hab ich mich dann aufgemacht zur Besteigung des Mount Doom. Hier ist man zwar nicht allein, aber es sind schon bedeutend weniger Menschen unterwegs. Dadurch, daß kein Weg, an den man sich halten soll, vorgegeben ist, verteilen sich die Wenigen dann auch ganz gut.
Aber da hochzuklettern - ja teilweise auf allen Vieren zu kriechen - war alles andere als angenehm! Der Untergrund besteht zum größten Teil aus Sand und losen Steinen. Man macht also zwei Schritte vorwärts und einen wieder zurück.
Ich hab mal versucht, die Steilheit einzufangen und hab versucht, meine Kamera gerade zu halten.
Blick zur Seite - ja es ist wirklich so steil!
Und nach vorne! Wer meint, das wär nix, soll mal die Menschen suchen...
Oben angekommen sind die Strapazen des Aufstiegs allerdings schnell verflogen, wenn man die gigantische Aussicht genießen kann.
 Mt. Ruapehu im Hintergrund, davor die beiden 'Crater Lakes' von letzter Woche und ja das Weiße ist Eis!
 Ein 360° Panorama - einfach gigantisch der Ausblick!
 Man ist halt doch auf einem aktiven Vulkan unterwegs...
Um an die andere Seite des Kraters zu gelangen, mußte ich wieder ein Stück runter und wieder hoch...
Und dort endlich angekommen, traute ich meinen Ohren kaum! Worte in vertrauter Sprache. Muß man doch tatsächlich auf 2291m klettern, um Deutsche zu treffen ;) Ok - Philip ist Österreicher, aber das zählt mindestens genausoviel wie die anderen beiden Nordlichter :D
 Ich, Klaus, Philip und Leonie (vlnr)
Und die haben sich tatsächlich auch noch a 'Gipfehoibe' mitgebracht...
Klaus am Rand des Kraters, in dem er unzählige Eheringe vermutet ;)
Die drei haben mir dann auch meine weitere Planung für das Wochenende gesichert. Sie legten mir nahe, doch unbedingt auch den Mount Taranaki zu besteigen. Das tat ich dann am nächsten Tag - soviel schonmal vorweg^^

 Das Beste war dann aber eigentlich der Abstieg. Das beim Aufstieg verfluchte Geröll entpuppte sich als wahrer Spaßbringer! Ich erinnerte mich an meine Kindheit, wo wir im Sommer des öfteren den Monte Kaolino in Hirrschau runtergerannt sind. Ungefähr so nur viel länger und geiler war das. Nur ohne Purzelbäume oder solche Späße - das hätte auf den Felsen nicht gut getan :D Einen Haken an der Sache gibt's allerdings: die Schuhe sind nach wenigen Schritten voller Sand und geröll und werden auch auf's 'ußerste beansprucht. Ich war ja wieder so wagemutig und hab ein bißchen gefilmt - aber scheinbar paßt youtube das Format nicht. Werde mal schaun, ob ich's noch irgendwie hochladen kann...
Weiter ging's dann noch hoch zum 'Red Crater', dem glaube ich eigentlich höchsten Punkt des Crossings.
Von da dann wieder über ein Geröllfeld laufend vorbei an den Ausflugswanderern, die da ganz vorsichtig und kräfteraubend Schritt für Schritt abgestiegen sind, zu den 'Emerald Lakes'
Wo man gehörig aufpassen muß, daß man nicht reingezogen wird (danke Klaus für dieses geniale Foto!)

Ein Blick zurück auf den 'Red Crater' und 'Mount Doom'
Ehe man den 'Blue Lake' erreicht
Da ist dann das Schlimmste überstanden. Es geht nur noch bergab. Allerdings ist das bei unserem Rennen gegen die Zeit (wir würden laut Zeitangaben den Bus momentan um eine Stunde verpassen) auch nicht so einfach mit der schier endlosen Menschenkette vor uns. Einige Wenige machen's ganz schlau und joggen einfach 'gen Tal. Die Landschaft hat sich auch schlagartig geändert - jetzt schaut's auf einmal eher aus, als wäre man in den Alpen unterwegs...
Am Busparkplatz sind wir letztlich ca 20min vor der eigentlichen Abfahrtszeit angekommen. Der Bus war allerdings dann auch eine halbe Stunde zu spät.
Jedem, der den Tongariro Crossing bestreiten will, kann ich nur an's Herz legen, die zusätzlichen Strapazen der Mount Doom Besteigung auf sich zu nehmen - das reißt's echt raus! Ohne dem wäre ich fast schon enttäuscht gewesen. Wird wohl wegen des prominenten Hintergrunds (Mordor oder so aus Herr der Ringe wurde hier gedreht) so stark beworben.
Wer jetzt meint, mein Tag wäre damit zu Ende gewesen, der irrt gewaltig. Ich hab ja für den nächsten Tag den Mount Taranaki auf dem Plan - deswegen bin ich auch ziemlich schnell, nachdem wir wieder am Ausgangspunkt angekommen waren, zu Selbigem aufgebrochen. Schnell Google Maps nach der besten Route bemüht und mich dann für den 'Forgotten World Highway 43' entschieden. Distanz waren nur ca 230km. Fahrzeit etwa 4.5h! Unterwegs hab ich mir noch Fish & Chips zur Stärkung gegönnt. Von der Forgotten World hab ich nicht viel mitgekriegt, weil ich da bereits wieder in der Dunkelheit unterwegs war.
Um ca 22.30 Uhr bin ich dann endlich in Egmont Village am Fuße des Mount Taranaki in einem Backpacker angekommen, hab mich geduscht und bin sofort in's Bett gefallen.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen